Don’t: Positivität erzwingen & Trauernde vertrösten

Wir alle kennen die gut gemeinten Sätze, die den Blick vom Schmerz der Gegenwart auf eine positive Zukunft lenken wollen:

,,Die Zeit heilt alle Wunden”

,,Es gibt für alles einen Grund”

,,Das Leben geht weiter”

,,Das wird schon wieder”

Oder etwa nach einer Fehlgeburt auch gerne: ,,Du bist doch noch jung, beim nächsten Mal klappt’s bestimmt”

Sagen wir ganz direkt wie es ist: Das ist Vertrösten, aber definitiv kein Trost.

Für einen Trauernden gibt es nämlich keinen Silberstreif am Horizont, egal wie sehr du darauf pochst und der Person auch ehrlich wünschst, dass bald alles wieder gut ist. Leider erreichst du damit meistens eher das Gegenteil: Trauernde fühlen sich von vermeintlich positiven Sätzen nicht wahrgenommen, nicht verstanden und noch einsamer in ihrem Leid.

Do: Schmerz aushalten & Trost spenden

Eigentlich kann man Trauernde nicht wirklich trösten. Ganz platt gesagt: Es wird ja nicht wieder gut davon, dass wir einen oder mehrere Kuchen backen oder die richtigen Worte finden. Der Verlust ist nach wie vor da. Wenn wir diese Realität mit ihrem Schrecken anerkennen und nicht reflexmäßig in Zuckerwatte hüllen, stürzt dies den Trauerenden nicht etwa in noch größere Verzweiflung, sondern hilft eher dabei, dass er sich verstanden und so etwas weniger einsam in seiner Trauer fühlt.

An dieser Stelle es ist wichtig, dass wir unsere eigene Hilflosigkeit aushalten und den Schmerz der anderen Person “aushalten”, ohne Lösungen zu finden oder auf eine rosige Zukunft hinzuweisen. Oftmals ist die beste Unterstützung, die wir bieten können, unser offenes Ohr, unsere Anwesenheit, unser Mitgefühl und unser Eingehen auf individuelle Bedürfnisse.

Wie kann das aussehen? Ermutige die Person zum Beispiel, in sich hineinzuspüren, was sie gerade braucht. Vielleicht möchte der Trauernde an einem Tag weinen, über den Verlust sprechen und gemeinsam eine Kerze mit dir anzünden, wünscht sich aber ein paar Wochen später einen “trauerfreien Moment”, in dem ihr etwas Schönes unternehmt. (Oder andersrum!) Am besten spenden wir Trost und drücken unser Mitgefühl aus, indem wir einfach für die Person da sind, ihren Schmerz aushalten und ihr helfen, ihr heutiges Bedürfnis wahrzunehmen – egal, in welche Richtung es geht und ganz ohne Bewertung.