Don’t: Ungeduldig werden

Ganz hartnäckig hält sich der Mythos, dass Trauer eine bestimmte Zeit anhält und dann vorbei ist. Immer wieder hören wir in der Trauerbegleitung Sätze wie “Trauer dauert ein Jahr” oder “nach X Jahren muss man damit abgeschlossen/losgelassen haben”. Dazu können wir direkt sagen: Das ist Quatsch.

Wenn du dich ein bisschen mit dem Thema Trauer beschäftigt hast, dann hast du vielleicht auch schon davon gehört, dass einige Psychologen Modelle von “Trauerphasen” entwickelt haben. (Es gibt verschiedene.) Wenn du vor dem Hintergrund dieser Modelle das Gefühl hast, ein Trauernder kommt im Trauerprozess nicht schnell voran oder steckt in einer bestimmten Phase fest, möchten wir dich bitten, Folgendes zu bedenken: Trauernde durchlaufen die verschiedenen Phasen der Trauer nicht unbedingt nacheinander und auch nicht in einem festgelegten Zeitraum. Es ist eben auch nur ein Modell – ein Schema, das das Erleben einiger, aber eben nicht aller Menschen abbildet. Ungeduld hingegen hilft niemandem weiter, vor allem auch nicht dem Trauernden.

Do: Der Trauer Zeit einräumen

Trauer dauert nicht nur mitunter sehr lange, sondern geht im Grunde auch nie ganz vorbei. Vielmehr lernen Menschen, mit einem Verlust und seinen Konsequenzen weiterzuleben. Der Prozess des Trauerns, in dem man zu grundsätzlicher Akzeptanz gelangt, kann durchaus zwei bis fünf Jahre dauern. Aber auch lange danach, viele Jahre später, kann immer wieder eine neue Welle der Trauer den Trauernden überfluten. Das ist vollkommen normal.

Wenn du für einen Trauernden da sein willst, dann ihm die Möglichkeit, mit seiner Trauer Raum einzunehmen. Dies kann viel länger dauern, als du erwartet hattest, aber das heißt nicht, dass etwas falsch an der Art ist, wie die Person trauert oder dass sie die Trauerphasen zu langsam durchläuft. Trauer ist einfach ein individueller und teils sehr zeitintensiver Prozess, den du als Außenstehender am besten durch Geduld und Da-sein begleitest.

Wenn du dir wirklich Sorgen um einen Trauernden machst, der zum Beispiel gar nicht mehr aus seiner Verzweiflung hinauskommt, dann kannst du ihm natürlich auch ganz einfühlsam das Angebot unterbreiten, ihn bei der Suche nach einem passenden Hilfsangebot zu unterstützen und die notwendigen Schritte mitzugehen. Welche professionellen Hilfsangebote es gibt und wie man zum Beispiel eine Trauertherapie beginnt, haben wir im letzten Modul aufgeführt.