Skizze von zwei jungen Menschen, die sich Ratschläge geben

Don’t: Ratschläge geben

Es ist sehr schwer, direkt mit dem Schmerz und dem Leid eines anderen Menschen konfrontiert zu sein. Natürlich möchten wir vor allem eines: Helfen. Viele von uns verspüren dann fast automatisch den Impuls, Hilfe in Form von Ratschlägen anzubieten – als wenn Trauer ein Problem wäre, das gelöst werden muss. Diese vermeintlichen Lösungen und Ratschläge basieren zudem oft darauf, was wir glauben, das “richtig” oder “falsch” im Trauerprozess ist. Das kann in etwa so klingen:

,,Du musst loslassen”

,,Du solltest mal wieder unter Leute gehen”

,,Du musst dich ablenken”

,,Du musst weinen”

Egal, wie gut das gemeint ist: Trauernden hilft man damit nur wenig bis gar nicht. Trauer ist schließlich auch kein Problem, das gelöst werden muss, sondern ein normaler und wichtiger Prozess, den jeder anders und ganz individuell durchlebt. In diesem Prozess gibt es kein richtig oder falsch und definitiv kein “muss”! Vielmehr fühlen sich Trauernde von derartigen Ratschlägen bewertet, unter Druck gesetzt oder einfach nicht gesehen.

Do: Fragen stellen, konkrete Unterstützung anbieten

Dass du helfen möchtest, ist toll und beweist dein Mitgefühl. Am besten tust du dies jedoch, indem du der Person dort begegnest, wo sie heute steht. Das klingt kompliziert? Keine Sorge, du musst keine Gedanken lesen. Der Königsweg ist hier sogar ganz einfach: Nachfragen! Wenn du dann noch der Person mit Offenheit und ehrlichem Interesse an ihrem Erleben und ihrer Situation begegnest, ihren Antworten vor allem zuhörst und ohne Bewertung mit-fühlst, dann bist du mit Sicherheit auf der richtigen Seite. Vor allem geht es nämlich darum, dem Trauerprozess und dem Menschen Raum zu geben. Mögliche Fragen sind etwa:

,,Wie fühlst du dich heute?”

,,Wie darf ich dich unterstützen?”

,,Was brauchst du heute?”

,,Was hat sich seit unserem letzten Gespräch verändert?”

Da zu sein ohne Ratschläge zu geben, heißt natürlich nicht, dass du keine konkreten Hilfsangebote machen kannst. Das ist sogar eine schöne Idee, denn viele Trauernde finden allein die Bewältigung des Alltags sehr herausfordernd. Was die Person benötigt oder womit du ihr hilfst, hängt natürlich ganz von ihren Bedürfnissen ab. Je konkreter dein Angebot ist, desto leichter ist es für einen überforderten Trauernden, es auch anzunehmen. Hier sind einige Vorschläge:

,,Soll ich dir diese Wochenende einen Topf Suppe vorbeibringen?”

,,Wollen wir uns nächste Woche Dienstag gemeinsam den Papierkram anschauen?”

,,Soll ich morgen zwei Stunden mit den Kindern auf den Spielplatz gehen?”

,,Darf ich dich Sonntag zu einem Spaziergang abholen?”