Soll ich ehrlich sein oder ein Kind lieber schonen?

Sei bitte unbedingt ehrlich mit einem trauernden Kind. Ehrlich sein bedeutet nicht, dass du alles sagen musst, was wahr ist. Aber alles, was du sagst. sollte wahr sein. Natürlich ist der Impuls, ein Kind vor schwierigen und schmerzhaften Dingen beschützen zu wollen, absolut nachvollziehbar. Nur schont man ein Kind nicht dadurch, dass man etwa Dinge sagt wie “der Opa ist eingeschlafen” oder “die Tante ist weggegangen”. Kinder haben sehr feine Antennen; sie spüren die Trauer und Verunsicherung in ihrer Umgebung und merken grundsätzlich sehr schnell, wenn man sie vertröstet, ihre Fragen abtut, nicht ernst nimmt oder wenig schlüssige Antworten gibt. All das kann das Vertrauensverhältnis zwischen euch belasten und das Kind tatsächlich noch mehr verunsichern. Und apropos Vertrauensverhältnis: Genau darin besteht der Schlüssel, ein Kind in seiner Trauer zu begleiten. Du hilfst dadurch, dass du einen sicheren Raum für alle Gefühle und Fragen bietest, achtsam zuhörst, geduldig bleibst und offen und ehrlich antwortest.

Vielleicht fragst du dich auch, wie ehrlich du mit deiner eigenen Trauer vor deinem Kind sein sollst. Wenn du traurig bist, dir der Verlust sehr nahe geht und du weinen möchtest, dann zeig’ das ruhig vor deinem Kind. So demonstrierst du auch, dass es gut ist, seine Gefühle zuzulassen. Gleichzeitig ist es aber natürlich wichtig, dass du auch in deiner eigenen Trauer auf die kindlichen Bedürfnisse Rücksicht nimmst und z.B. Sorge dafür trägst, dass Routinen so weit wie möglich aufrecht erhalten werden. Uns ist bewusst, dass dies sehr herausfordernd sein kann, wenn du selbst enorm unter einem Verlust leidest. In diesem Fall möchten wir dich ermutigen, dir all die notwendige Unterstützung zu suchen, die ihr jetzt braucht – im privaten Kreis, durch die Online-Beratung oder vielleicht sogar in Form einer professionellen Trauertherapie.