Wenn du trauerst, fühlst du dich vielleicht von der Art und der Heftigkeit deiner Gefühle überrascht. Das ist kein Wunder, denn schließlich werden wir in der Trauerbewältigung von verschiedensten Emotionen, Assoziationen und Symptomen manchmal regelrecht überflutet. Das ist zwar anstrengend – ja, teilweise auch überwältigend – aber vollkommen normal, nicht verkehrt und auch nicht krankhaft.
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Manchmal fühlt sich Trauer an, als wären wir am Boden zerstört und als wenn nichts jemals wieder gut wird. Dieses Gefühl kann unheimlich belastend sein. Aus der Arbeit mit Trauernden wissen wir: Selbst die schlimmste Verzweiflung lässt mit der Zeit nach. Wenn du gerade selbst nicht mehr weiter weisst, dann gibt es für dich sowohl Ressourcen als auch professionelle Hilfe.
Es klingt vielleicht paradox, ist aber ein in der Psychologie bekanntes Phänomen: Die direkte Auseinandersetzung mit dem Tod kann dazu führen, dass wir uns besonders lebendig fühlen und das eigene Leben wieder intensiver wahrnehmen. Dies passiert vor allem in den späteren Phasen des Trauerprozesses, wenn wir gelernt haben, den Verlust als Teil unseres Lebens und unserer Geschichte zu akzeptieren.
Auch, wenn viele Trauernde es nicht so gerne offen zugeben: Wut ist eine normale Emotion im Trauerprozess und kommt sogar sehr häufig vor. Wut hat mitunter verschiedene Auslöser. Vielleicht finden wir unseren Verlust ungerecht. Es kann auch vorkommen, dass wir wütend auf den Verstorbenen selbst sind, wenn wir uns verlassen fühlen. Es ist wichtig, dass wir auch dieses Gefühl akzeptieren und ihm Raum geben.
Auch Erleichterung kann ein wichtiger Teil darin sein, wie du einen Verlust erlebst. Vielleicht hast du jemanden aufopfernd durch eine lange Krankheit gepflegt oder hast den ersten guten Tag seit langer Zeit. Das sind Situationen, in denen du dich im Trauerprozess erleichtert fühlen kannst. Ganz wichtig: Das bedeutet nicht, dass du herzlos bist oder nicht richtig trauerst, sondern ist 100% menschlich!
Gerade direkt nach einem schlimmen Verlust befinden wir uns oft in einem Zustand des Schocks: Wir können es noch gar nicht richtig begreifen, uns bleibt die Luft weg, wir wissen gar nicht, wo oben und unten ist. Nach etwas Zeit haben wir den ersten Schock verdaut; dann tauchen viele andere, oft gegensätzliche Gefühle auf. Denke dran: Wie lange das dauert und was du fühlst, ist dabei ganz individuell.
Traurigkeit ist das Gefühl, das die meisten Menschen intuitiv mit Trauer verbinden: Schließlich sind die Wörter sehr ähnlich. Genauso wie Trauer selbst kann auch Traurigkeit ganz unterschiedlich aussehen und bedeutet für jeden etwas anderes. Vielleicht weinst du viel, vielleicht gar nicht. Vielleicht bist du niedergeschlagen oder melancholisch. Wir sind alle verschieden und das ist vollkommen okay so.
Durch einen Verlust tut sich manchmal ein richtiges Loch in unserem Leben auf. Gerade wenn ein besonderer Mensch (oder ein geliebtes Haustier) ein wichtiger Begleiter in unserem Alltag war, dann ist es fast unmöglich, uns diesen ohne ihn vorzustellen. Wir wünschen uns sehnlichst, dass er noch bei uns wäre. Ebenso spielt Sehnsucht eine Rolle in der Trauer, wenn wir z.B. einen Lebenstraum aufgeben mussten.
Alles ist zu viel. Du weißt nicht mehr, wo vorne und hinten ist. Ja, auch Überforderung ist ein häufiges Gefühl im Trauerprozess - gerade, wenn du viel zu regeln hast. Zuzugeben, dass du dich überfordert fühlst, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeugt von Reife und Stärke. Sei achtsam mit dir und nehme die Unterstützung, die du jetzt brauchst.
Ja, auch Freude gehört zum Trauerprozess! Es wird für dich Momente geben, in denen du Leichtigkeit empfindest, Spaß hast und lachst. Das bedeutet nicht, dass du die Situation nicht ernst nimmst oder verdrängst. Im Gegenteil: Freude zu empfinden und schöne glückliche Momente zu erleben ist nicht nur “erlaubt”, sondern wichtig. Denke dran: Alles, was dir in der schwierigen Zeit gut tut, ist gut.
Viele Menschen glauben, dass Trauer nur intensive Gefühle auslöst. Das ist nicht ganz richtig. Viele Trauernde fühlen sich taub, können nicht weinen oder geben an, dass sich alles unwirklich anfühlt. Auch das ist in der Trauerbewältigung normal und heißt keineswegs, dass du nicht richtig trauerst. Vielmehr ist Taubheit eine Reaktion unseres Unterbewusstseins, das uns vor Leid und Schmerzen schützen möchte.
Gerade, wenn wir in eine Sache oder einen Menschen viel Hoffnung gesteckt haben, dann kann ein Verlust große Enttäuschung in uns auslösen. Vielleicht wolltest du nichts mehr als ein eigenes Kind und hast nun herausgefunden, dass es nicht klappt. Wann immer ein Herzenswunsch nicht erfüllt wird, müssen wir eine neue Zukunft für uns ausmalen. Deine Enttäuschung zu spüren ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.
Manche Trauernde haben das Gefühl, dass sie ihren Verlust mitverschuldet haben. Dann kreist oft das Gedankenkarussell: Was hätte ich anders machen sollen? Was habe ich übersehen? Wo habe ich Fehler gemacht? Dies kann extrem belastend sein. Wenn du das Gefühl hast, dass dich solche Gedanken nicht loslassen, kann professionelle Hilfe (z.B. Trauerbegleitung oder Therapie) dir helfen, den Verlust zu verarbeiten.
Wir fühlen uns nicht nur einsam in der Trauer, wenn wir einen Menschen verloren haben, sondern auch, weil viele Leute in unserem Umfeld gar nicht wissen, wie sie auf uns reagieren sollen. Dies kann unseren Verlust noch viel schlimmer machen. Sag den Menschen um dich herum, was du brauchst: Die meisten wollen helfen, aber wissen nicht wie. Vielleicht ist auch professionelle Trauerbegleitung eine Option für dich.
Die Art und Heftigkeit der Emotionen, die wir im Trauerprozess empfinden, kann uns wirklich kalt erwischen. Nicht wenige Trauernde berichten von der Angst, verrückt zu werden oder den Verstand zu verlieren. Diese Sorge zeigt, wie schwer uns ein Verlust trifft, ist aber in den meisten Fällen unbegründet. Trauer ist ein Ausnahmezustand. Wir sind für dich da, wenn du Unterstützung brauchst.
Wenn wir uns ohnmächtig fühlen, dann fühlen wir uns machtlos: Als wenn wir einer Situation ausgeliefert sind und nichts daran ändern können. Gerade der Tod kann dieses Gefühl in uns auslösen, denn schließlich ist dieser endgültig – und wir können tatsächlich nichts daran ändern. Über die Trauerbewältigung lernen wir, unserem Verlust mit Akzeptanz zu begegnen und wieder Kraft und Handlungsmacht in uns zu entdecken.
Das Gefühlschaos der Trauer kann viele körperliche Reaktionen mit sich bringen. Wenn wir trauern, schüttet unser Körper vermehrt Stresshormone aus. Deren Effekte können zu Appetitverlust oder Magenschmerzen führen, Schwindelgefühle oder Schlafstörungen auslösen oder auch als innere Unruhe oder Kraftlosigkeit wahrgenommen werden. Achte nun besonders sorgsam auf dich und tu’ dir Gutes. Wenn du Sorgen hast, sprich mit deinem Arzt.